Wilde Hefe aus dem Einmachglas

Hefe ist zurzeit das neue Toilettenpapier. Sie ist schwer zu kriegen. Aber nicht nur deshalb sollte man lieber auf Bio-Hefe (wenn mal im Biomarkt verfügbar) zurückgreifen als konventionelle Hefe zu kaufen. Diese wird nämlich unter Einsatz von Ammoniak und Phosphaten im großen Stil hergestellt, während Bio-Hefe auf einem Getreidenährboden gezüchtet wird. Aber natürlich könnt ihr auch eure eigene Hefe züchten.

Man spricht hier von wilden Hefen und ich zeige euch in diesem Artikel, wie ihr dabei vorgeht: Bei Hefe handelt es sich eigentlich um einen Pilz, der seit Jahrhunderten für Bäckereien und Brauereien kultiviert wurde. Er findet sich aber auch natürlicherweise an bestimmten Obstsorten (Datteln, Pflaumen oder Apfel sind die einträglichsten) und wächst hervorragend auf der sauerstoffarmen Schale von Trockenfrüchten, wenn diese unbehandelt sind. Und genau diese natürlichen Hefespuren sind der Ausgangspunkt für meine wilde Hefe aus dem Einmachglas.

Doch Vorsicht: Da das Ansetzen von Hefe ein natürlicher Prozess ist, kann es auch schief gehen. Deshalb immer kritisch im Blick behalten. Bildet sich ein unangenehmer Geruch oder Schimmel, dann gleich entsorgen und neu ansetzen. Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollten bei Wilden Hefen aufpassen und sich vorher genau informieren.

Was ihr braucht:

1 Einmachglas, 500 ml lauwarmes Wasser, 2 ungeschwefelte getrocknete Datteln (alternativ auch Pflaumen, sogar frische Apfelstückchen sollen sich dafür eignen), 1 TL Zucker oder Honig.

Das Glas mit Wasser füllen, Zucker und Datteln hineingeben. Am wärmeren und dunkleren Ort (ideal sind 25 Grad) ca. 1 Woche stehen lassen. Ich habe ein Handtuch um das Glas gewickelt, damit es lichtgeschützt ist und um es wärmer zu halten. Es müssen sich nach ein paar Tagen leichte Bläschen bilden und das Wasser wird von Tag zu Tag immer trüber.

Das Glas jeden Tag öffnen, damit Gase entweichen können und dabei einen Geruchtest machen: Es darf nicht faulig riechen und auf gar keinen Fall darf sich Schimmel bilden. Es riecht nach ein paar Tagen nach Hefe. Das ist völlig in Ordnung und soll so sein. Nach dem Öffnen wieder verschließen und kurz durchschütteln. Dies fördert die Bläschenbildung und den Gärungsprozess.

Sobald die Bläschenbildung abnimmt, ist sie einsatzbereit.

100-125 ml Hefewasser reichen für etwa 500 Gramm Mehl.

Vermehrungsprozess: 200 ml Hefewasser einbehalten und mit dem 300 ml frischen Wasser, zwei neuen Datteln und einem 1 TL Zucker vermischen. Dadurch, dass ihr dem frischen Wasser Mikroorganismen zusetzt, verkürzt sich der Gärungsprozess. Das Hefewasser ist ca. 2 Monate im Kühlschrank haltbar. Aber auch da gilt es, sich auf seine Spürnase zu verlassen.